Die Kreuzbänder bilden die zentralen Stabilisierungspfeiler des Kniegelenkes. Ihre wesentliche Aufgabe ist die Sicherung des Kniegelenkes gegenüber Abbrems- und Beschleunigungsaktionen sowie Drehbewegungen. Verletzungen der Kreuzbänder betreffen zu über 90% das vordere Kreuzband (VKB). Die für den Kreuzbandriss prädisponierten Sportarten sind Fußball und Skifahren. Dabei kommt es meist zum sogenannten Flexions-Valgus-Außenrotations-Stress im Kniegelenk (nach Außendrehen des Kniegelenks bei gleichzeitiger X-Beinstellung), welcher zur Verletzung des Bandes führt. Gerade beim Skifahren kommt es sehr häufig zur sogenannten Unhappy-Triad-Verletzung des Kniegelenks. Dabei werden das vordere Kreuzband, der Innenmeniskus und das Innenband gleichzeitig verletzt.
Bei der Therapie einer vorderen Kreuzbandverletzung ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, auf den individuellen Anspruch eines Patienten einzugehen.
Handelt es sich um eine isolierte Ruptur des vorderen Kreuzbandes bei Patienten ohne sportlichen Anspruch (Stop and Go) und ohne subjektives Instabilitätsgefühl, kann ohne Weiteres auch ein konservativer Therapieversuch mit Muskelaufbauübungen begonnen werden.
Bestehen allerdings ein hoher sportlicher Anspruch und ein subjektives Instabilitätsgefühl, ist die Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes anzustreben.
OP-Techniken: in den letzten Jahren hat sich international die anatomische Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes durchgesetzt. Diese Technik wird von uns schon seit 2007 routinemäßig durchgeführt, wobei wir auch hier je nach Anatomie und Sportart des Patienten die operative Methode anpassen:
Spezielle Untersuchungen sind nach einer fehlgeschlagenen Kreuzbandplastik erforderlich. Somit werden vor einer Kreuzbandrevision immer eine MRT- und eine CT-Untersuchung (zur Beurteilung der Lage und der Größe der Bohrkanäle) durchgeführt.
Die Nachbehandlung nach einer VKB-Plastik ist von der OP-Technik und der eventuellen Mitbehandlung von Meniskus und Knorpel abhängig. Handelt es sich um eine isolierte VKB-Plastik, ist je nach Schwellungszustand nach 2 Wochen die volle Belastung des Kniegelenks möglich.
Hinter dem vorderen Kreuzband erscheint das hintere Kreuzband. Es kreuzt das vordere Kreuzband bei gebeugtem Knie in einem Winkel von ca. 90°. Es ist kräftiger und stellt insgesamt die kräftigste Bandstruktur des Kniegelenks dar. Die Ruptur des hinteren Kreuzbandes ist eine der schwersten Knieverletzungen. Ursächlich sind oftmals Unfallmechanismen mit hoher Gewalteinwirkung (Auto- und Motorradunfälle, Kniegelenksverrenkungen). Dies erklärt, dass bis zu 70% der Fälle mit Verletzungen der inneren oder äußeren stabilisierenden Strukturen kombiniert sind.
Wir haben uns auf die arthroskopische Rekonstruktion des hinteren Kreuzbandes spezialisiert. Wir verwenden dafür die Semitendinosussehne und die Gracilissehne, die über einen kleinen, 2–3 cm langen Schnitt an der Innenseite gewonnen werden. Die Rekonstruktion des hinteren Kreuzbandes erfolgt rein arthroskopisch. Etwaige Begleitverletzungen (Seitenbänder, Kapsel) werden in im Rahmen der Kreuzbandrekonstruktion mitversorgt.
Die Nachbehandlung erfolgt im Vergleich zu der des vorderen Kreuzbandes deutlich verzögert. In den ersten 6 Wochen wird dem Patienten eine Spezialschiene (PTS-Schiene) angelegt. Die Mobilisierung erfolgt ausschließlich in Bauchlage unter physiotherapeutischer Betreuung, um eine hintere Schublade zu vermeiden (1. und 2. Woche 0–30°, 3 und 4. Woche 0–60°, 5 und 6. Woche 0–90°). Erst danach beginnt die aktive Phase der Rehabilitation.